Maria Montessori entwickelte mit der Freiarbeit eine Unterrichtsform, die dem natürlichen Lernverhalten von Kindern gerecht wird. Kinder sollen beim Lernen aktiv werden und die Freiarbeit ermöglicht ihnen, eigene Lernwege zu finden. Entscheidend ist dabei, dass das selbsttätige Arbeiten durch individuelle Freiheit geprägt ist, mit der jedes Kind verantwortlich umgehen lernen soll. Freiheit und Bindung gehören für Maria Montessori immer zusammen. Das Ausbalancieren von Freiheit einerseits und pädagogischer Führung andererseits steht im Mittelpunkt unserer Arbeit.

Damit Freiarbeit gelingen kann, achten wir auf eine anregende Lernumgebung, eine zurückhaltende Lernbegleitung, auf vielseitiges Freiarbeitsmaterial, auf einen lehrplanbezogenen, strukturierten aber auch offenen Arbeitsplan und auf ein achtungsvolles, freundliches Miteinander.

In der Freiarbeit gibt es für Lernende vier Grundsäulen der Freiheit:

1. Die freie Wahl des Lerngegenstandes (WAS? Mathe/Deutsch? Material oder Heft?)

2. Die freie Wahl der Sozialform (mit WEM? Alleine/mit Partner/in der Gruppe?)

3. Die freie Wahl der Zeit (WANN und WIE LANGE?)

4. Die freie Wahl des Arbeitsplatzes (WO? Am Tisch oder auf dem Teppich?)

Das Herzstück der Freiarbeit ist darüber hinaus die Jahrgangsmischung. Bei uns bedeutet das, dass Schülerinnen und Schüler aus den vier Jahrgängen zu einer Freiarbeitsgruppe zusammenkommen. So entstehen vier gemischte aber feste Gruppen. In diesen Freiarbeitsgruppen lernen die Kinder jeden Tag im ersten Unterrichtsblock zusammen.

Maria Montessori machte in ihrer Pädagogik und in ihren Schriften zur Entwicklung des Kindes deutlich, dass es keine Gleichheit unter Gleichaltrigen gibt. Eine Jahrgangsklasse setzt dies aber an vielen Punkten voraus. Viel sinnvoller und viel natürlicher ist die Altersmischung.

Ein individualisiertes Lernen, das fordert und fördert, orientiert am jeweiligen Leistungsstand, ist damit natürlich gegeben. Gegenseitige Hilfe, Kooperation, Rücksichtnahme, Entwicklung von Toleranz und solidarischer Umgang werden gefördert. Es entstehen keine Rollenverfestigungen. Jede:r ist mal der/die Jüngere und später der/die Ältere. Ältere werden gestärkt, wenn sie sich im Spiegel der Jüngeren als erfahrener erleben. Und Jüngere finden in Älteren nachahmenswerte Vorbilder. Kinder können sich gegenseitig helfen. Zudem werden Leistungsunterschiede viel leichter akzeptiert.

Der Weg auf dem die Schwachen sich stärken, ist der gleiche wie der,
auf dem die Starken vorankommen.
Maria Montessori